Es braucht keine Heldentaten. Aber es braucht Haltung.
Wenn es um Gleichstellung geht, denken viele an Quoten, Netzwerke oder politische Forderungen. Doch echte Veränderung gelingt nur gemeinsam. Und das heißt auch: Männer sind gefragt. Als Mitstreiter, Mentoren, Möglichmacher. Als Allies – gerade in Zeiten, in denen Fortschritt kein Selbstläufer mehr ist.
Der Ton in der Gesellschaft hat sich verschärft. In den USA wurden zentrale Förderprogramme für Diversität gestrichen, Konzerne weltweit ziehen nach, rechte Parteien gewinnen an Einfluss. Programme, die Frauen für technische Berufe qualifizieren sollten, wurden gekürzt oder eingestellt. All das gefährdet die Erfolge der letzten Jahrzehnte – und zeigt: Gleichstellung braucht Verteidigerinnen und Verbündete.

Allies im Alltag – so sieht das konkret aus
„Verbündeter sein“ klingt groß. Doch oft beginnt es im Kleinen: mit einem offenen Blick, mit Zuhören, mit einer Geste. Hier ein paar Möglichkeiten, wie Männer aktiv mitgestalten können – besonders auch die, die selbst Töchter haben und sich eine gerechtere Zukunft für sie wünschen:
👔 Im Arbeitsalltag:
- Sichtbarkeit ermöglichen: Frauen ausreden lassen, ihre Ideen aufgreifen und zurückverweisen (Stichwort „amplifizieren“).
- Ungleichheiten benennen: Wenn Frauen seltener zu Wort kommen oder kritischer bewertet werden: nicht schweigen, sondern ansprechen.
- Mentor oder Sponsor sein: Netzwerke teilen, Empfehlungen aussprechen, Türen öffnen – aktiv, nicht nur beratend.
- Diversität mitdenken: Keine reinen Männerpanels. Vielfalt beginnt bei der Einladungsliste.
🧱 Strukturell etwas bewegen:
- DEI-Initiativen unterstützen: Auch (oder gerade) wenn sie politisch in Frage gestellt werden.
- Transparenz fördern: Faire Gehaltsstrukturen und objektive Kriterien für Bewertungen einfordern.
- Fehler anerkennen: Niemand ist perfekt. Entscheidend ist die Bereitschaft, zu reflektieren und dazuzulernen.
Warum das jetzt besonders zählt
Gerade in Krisenzeiten schrumpft der Spielraum für Gleichstellung. Sie wird schnell als „nice to have“ abgetan. Doch Studien zeigen: Teams mit hoher Diversität sind innovativer, krisenfester und wirtschaftlich erfolgreicher.
📌 Einige Fakten:
- Start-ups mit gemischten Gründungsteams wachsen schneller.
- Fonds mit weiblicher Beteiligung schneiden oft stabiler ab.
- Unternehmen mit Frauen in Führungsetagen sind laut McKinsey profitabler.
- Während der Pandemie erwiesen sich diverse Krisenstäbe als kreativer und reaktionsfähiger.
- In der Produktentwicklung entstehen inklusivere Lösungen – ob in KI, Mobilität oder Gesundheitswesen.
Männliche Allies sind kein Bonus. Sie sind Teil der Lösung.
Denn Wandel gelingt nicht allein über Initiativen von unten. Er braucht auch die, die bereits an den Schalthebeln sitzen – und bereit sind, ihren Einfluss zu nutzen.
Und an alle Väter, die ihren Töchtern ein Leben voller Möglichkeiten wünschen: Die besten Voraussetzungen dafür schafft ihr nicht nur zu Hause, sondern auch am Arbeitsplatz, in Meetings, in Netzwerken.


Wenn Gleichstellungsprogramme verschwinden – was dann?
- 📉 Weniger Vielfalt: Der Anteil von Frauen in Bewerbungen und Studiengängen sinkt.
- 💼 Kaum Aufstiegschancen: Ohne Mentoring oder Fördernetzwerke bleiben Frauen, insbesondere Women of Color, auf der Strecke.
- ❌ Rückfall in alte Rollenbilder: Unternehmen setzen auf „bewährte“ Strukturen – meist von Männern geprägt.
- 🧠 Weniger Innovation: Homogene Teams sind bis zu 30 % weniger innovativ.
- ⛔ Mehr Diskriminierung: Ohne DEI-Trainings steigen laut Studien Fälle von Belästigung und Ausgrenzung.

Frauen in STEM (MINT) – wo stehen wir?
- 🔬 Nur 28 % der Fachkräfte in MINT-Berufen in Deutschland sind Frauen.
- 🔍 In der weltweiten KI-Entwicklung: Nur 22 % der Fachleute sind weiblich.
- 📊 In Tech-Führungsetagen liegt der Frauenanteil häufig unter 15 %.
- 💰 Der Gender Pay Gap in STEM liegt zwischen 17 und 22 %.
- 🧪 Jede zweite Frau verlässt den STEM-Bereich innerhalb der ersten 10 Jahre – oft wegen fehlender Förderung oder toxischer Unternehmenskulturen.
Fazit: Wandel braucht Verbündete
Gleichstellung ist kein Projekt für Frauen. Es ist eine Aufgabe für uns alle. Wer seine Privilegien nutzt, um anderen den Weg zu ebnen, schafft Raum für echte Vielfalt. Das braucht keinen Perfektionismus. Aber Mut, Empathie – und den Willen, Verantwortung zu übernehmen.

Dagmar Thiam
Dagmar ist Mitgründerin und CMO von Belle&Yell. Die erfahrene TV- und Bühnenmoderatorin mit mehr als 25 Jahren internationaler Expertise war auch lange Jahre als Sportjournalistin tätig. Sie ist seit mehr als zwei Jahrzehnten Unternehmerin mit einem Diplom in Betriebswirtschaft und internationalem Marketing. Neben ihren Tätigkeiten in Medien und Wirtschaft ist Dagmar auch ausgebildeter Einzel- und Teamcoach und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ihr breitgefächertes Fachwissen macht sie zu einer anerkannten Expertin für persönliches und berufliches Empowerment. Die zweifache Mutter liebt Sport (ehemalige Beachvolleyballerin), Groß-Familie, lebhafte Tischgespräche und Baumärkte.