„Meine Güte, ist die schwierig!“ – Warum klare Ansagen kein Zickentum sind

„Was ist denn dabei, durch diese Tür zu laufen und eine Anmoderation zu machen??“… hörte ich in meinem Ohr, das mit der Regie verkabelt war. Die Szene spielte sich vor Jahren bei einer Live-Übertragung des SWR während der Deutschen Tanzmeisterschaften in Karlsruhe ab. Der Grund für die Aufregung? Mein angeblich zickiges Verhalten. Doch was war passiert?

Ich weigerte mich, durch eine Schwingtür mit steiler Treppe zu laufen, während ich eine anspruchsvolle Moderation halten sollte. Zum ersten Mal in meiner Karriere als Sportmoderatorin entschied ich, dass ICH bestimme, wie ich meinen Text am besten vortragen kann. Schließlich war ICH es, die live vor der Kamera stand – und nicht das Team dahinter.

1. Souveränität bedeutet, die Rahmenbedingungen zu gestalten

Und damit kommen wir zu einem der wichtigsten Punkte für einen guten Auftritt. Egal ob vor einer Kamera, auf einer Bühne oder in einem Konferenzraum: Ein souveräner Auftritt lebt davon, dass man die Rahmenbedingungen für sich selbst bestmöglich bestimmt und eingerichtet hat. Nur so kann man konzentriert, selbstbewusst und überzeugend auftreten.

Doch häufig fehlt es genau daran:

  • Gehetzt durch ein unangekündigtes Gespräch kurz vorher
  • Bühnenaufgang und -abgang nicht geklärt
  • Kein Mikrofon- oder Kameratest
  • Kein Stehpult oder eines, das zu hoch oder zu niedrig ist
  • Ungünstigster Platz im Raum
  • Kein Wasser in der Nähe gegen trockenen Mund
  • Ans Ende der Agenda gesetzt worden
  • Oder – ein Klassiker – Kleidung, die zwickt und ständig zurechtgezupft werden muss und kein Ersatzoberteil

Es gibt unzählige Beispiele von ungünstigen Bedingungen. Und unzählige Frauen, die sich nicht trauen, genau das, was sie für die Präsentation Ihres Themas benötigen, durchzusetzen oder zu korrigieren. Fälschlicherweise unterliegen sie der Auffassung, dass sie als besonders professionell wahrgenommen werden, wenn sie sich mit allem einverstanden erklären und ganz „souverän“ jede Störung hinnehmen.

Aus jahrzehntelanger Moderations-Erfahrung vor Kameras und auf Bühnen empfehle ich:

Mach dir frühzeitig klar, welche Rahmenbedingungen du persönlich brauchst, um dein Bestes zu geben – und setze sie durch. Genau das ist wahre Professionalität, keine Zickigkeit. Denn am Ende geht es um DEINE Karriere, DEIN Anliegen und den Eindruck, den DU hinterlässt. Und darauf solltest du höchsten Wert legen.

2. Gute Vorbereitung: Die Basis für einen glänzenden Auftritt

Auch das klingt selbstverständlich, trotzdem bleiben viele doch eher an der Oberfläche. Vorbereitung bedeutet nicht nur, den eigenen Text zu kennen, sondern auch so sicher im Thema zu sein, dass dich keiner aus dem Konzept bringen kann.

Wer wirklich sicher in seinem Thema ist, hat zwei entscheidende Vorteile:

  1. Man kann jedem Zwischenruf, jedem Einwand oder jeder Kritik begegnen, was wiederum auf das Konto der eigenen Souveränität einzahlt
  2. Das Lampenfieber reduziert sich, weil du dich sicher fühlst

Dazu ein kurzer Exkurs: Beim Lampenfieber handelt es sich tatsächlich um eine Urangst, nämlich um Todesangst. Jeder Vortragende, egal wie oft er schon vor Menschen aufgetreten ist, hat in der ein oder anderen Form Lampenfieber. Das Gute daran ist: Lampenfieber macht uns hellwach und konzentriert, es ist also durchaus hilfreich. Da Lampenfieber mit der Ausschüttung von Adrenalin verbunden ist, bleibt dieser Zustand jedoch nur kurz. Der Körper kann Adrenalin nicht über einen längeren Zeitraum produzieren.

Das bedeutet: Das Lampenfieber legt sich relativ schnell, deshalb solltest du den Einstieg in deinen Vortrag möglichst kurz und unkompliziert halten. Ein Blick ins Publikum, eine freundliche Begrüßung, Applaus einholen oder ein paar einfache, lockere Sätze reichen aus, um ins ruhige Fahrwasser zu kommen und entspannt fortzufahren.

3. Warum Pannen deine Geheimwaffe sind

Einer der wichtigsten Gründe, warum viele sich vor Vorträgen oder Reden scheuen, ist die Angst davor, dass „irgendetwas passiert“.  So etwas wie: Mir fällt nichts mehr ein, ich werfe mein Wasserglas um, ich stolpere, …was auch immer die Welt Gemeines für mich auf dem Zettel haben mag, wenn ich im Rampenlicht stehe oder meinen wichtigsten Business Case vortrage.

„Jede Panne ist die willkommene Gelegenheit, dich bei deinen Zuhörern unsterblich zu machen.“

Das Einzige, was du beherzigen solltest: Reagiere nicht peinlich berührt, sondern mit einer Prise Humor. Nimm den widrigen Umstand gelassen an, schwinge mit und greife ihn charmant und locker auf. Authentisch mit Pannen umzugehen, das ist die Zauberformel, damit dich dein Publikum liebt und nicht bemitleidet.

Ein Beispiel aus meiner Moderationskarriere: Bei einem großen Autoteilezulieferer moderierte ich in einer riesigen Montagehalle eine Live-Schalte in die USA – unter höchstem technischem Aufwand und mit mehreren Kameras. Neben mir standen die sichtlich nervösen Vorstände, während auf der anderen Seite des Atlantiks Tausende Mitarbeiter der Tochterfirma gespannt auf den Höhepunkt ihrer Convention warteten: unsere Live-Übertragung aus der deutschen Werkshalle.

Als der große Moment kam und wir live gingen, passierte das Undenkbare: Das Bild war weg. Einfach weg. Man konnte uns zwar hören, aber nicht sehen. Die nervösen Vorstände neben mir schauten mich verzweifelt an, und mir blieb nichts anderes übrig, als unter den Stehtisch zu krabbeln und an den Kabeln herumzuwackeln. Plötzlich lief das Bild wieder, und in den USA sah man mich mit hochrotem Kopf und einem erleichterten Lachen unter dem Tisch hervorkommen: „Hey – welcome!“

Ich habe nie wieder in meinem Leben einen solch brandenden Applaus bekommen und solch dankbare Interviewpartner gehabt. Dieser Ausschnitt war jahrelang das Highlight im Vorstellungs-Video meines Managements und hat mir zahlreiche Engagements verschafft.

Und wenn dir das alles noch nicht genug Sicherheit gibt, unterstützt auch noch ein anderer Trick aus der Zauberkiste: Setze eine wohlwollende Kollegin oder einen Kollegen an den Tisch in Reihe 2, der dir nett zulächelt und unterstützend nickt. Sprich diese Person während deines Vortrags gezielt an. So kannst du dich auf positive Signale konzentrieren, statt dich von skeptischen Blicken oder schläfrigen Gesichtern im Publikum ablenken zu lassen – und behältst den Fokus auf deine Inhalte.

Jetzt liegt der Ball bei dir! Viel Erfolg und ordentlich BÄM für deinen nächsten Auftritt.