Raj Hayer über finanzielle Freiheit, rosa Rasierer und warum es keine Gleichberechtigung ohne Kapital gibt
Raj Hayer war 16, als sie das erste Mal merkte, was Geld wirklich bedeutet. Nicht als Zahl auf dem Konto – sondern als Türöffner, Fluchthelfer, Sicherheitsnetz. „Ich bin in Jobs geblieben, in toxischen Beziehungen, weil ich das Geld brauchte“, sagt sie. Heute ist sie Gründerin der TinyBox Academy, Executive Coach für weibliche Führungskräfte – und eine der klarsten Stimmen, wenn es um finanzielle Selbstermächtigung geht.
Ihr Satz: „Deine Wahl beginnt mit deinem Bankkonto“. Und sie meint das wörtlich. „Ich habe Entscheidungen getroffen, die nicht gut für mich waren, weil ich finanziell keine Alternativen hatte“, erzählt sie offen. Heute weiß sie: „Wenn du keine Sicherheit hast, entscheidest du aus Angst – nicht aus Freiheit.“

Vom Pay Gap zum Wealth Gap –und warum das eine tickende Zeitbombe ist
Wir sprechen viel über den Gender Pay Gap – also darüber, dass Frauen für gleiche Arbeit weniger verdienen. Aber Raj geht weiter: „Es geht nicht nur darum, was du verdienst. Sondern was du behältst. Und was du daraus machst.“ Die Vermögenslücke zwischen Frauen und Männern – der sogenannte Gender Wealth Gap – ist größer, gefährlicher und oft unsichtbar. Denn Vermögen heißt: Wahlmöglichkeiten. Rücklagen. Unabhängigkeit. Oder eben das Gegenteil.
Viele Frauen teilen Kosten im Alltag 50:50, auch wenn sie deutlich weniger verdienen. Klingt gerecht – ist es aber nicht. „Wenn er 70.000 Euro verdient und du 50.000 – warum teilt ihr euch dann alles exakt gleich?“ fragt Raj. „Er spart, du kämpfst.“
Pinke Rasierer und stille Verluste
„Frauen zahlen mehr für die gleichen Produkte, oft nur, weil sie rosa sind“, sagt Raj. Willkommen in der Welt der Pink Tax. Was nach Detail klingt, summiert sich zu realem Geldverlust. Hinzu kommt: Frauen investieren seltener, sparen vorsichtiger, reden weniger über Finanzen – und zahlen dafür einen hohen Preis. Emotional, mental, existenziell.
📊 46 % der Frauen geben an, dass Geld ihre psychische Gesundheit belastet– bei Männern sind es nur 38 % (Quelle: Bankrate, 2022).
👩🦳 Und: Frauen über 50 sind weltweit häufiger von Altersarmut betroffen als Männer.


Es ist Zeit, laut zu werden – auch beim Thema Geld
Raj weiß: Geldthemen sind nicht nur individuell, sie sind gesellschaftlich. Frauen bekommen weltweit weniger Venture Capital. Es ist ein Fakt, dass FemTech-Startups häufiger finanziert werden, wenn sie von Männern gegründet werden – und nicht von Frauen. Warum? Weil die Geldtöpfe oft da verteilt werden, wo Männer miteinander sprechen – in Netzwerken, auf Panels, bei Deal-Dinners. „Frauen fehlen in diesen Netzwerken – oder fühlen sich dort nicht sicher genug, um über Geld zu sprechen.“
Ihre Lösung: geschützte Räume. „In gemischten Gruppen reden Frauen oft weniger offen über Finanzen“, sagt sie. Deshalb plädiert Raj für Masterminds, Communitys, Frauennetzwerke – auch bei Investments. „Co-Investitionen sind nicht nur sinnvoll, weil sie das Risiko streuen – sondern auch, weil sie empowern.“

Drei Dinge, die jede Frau heute tun kann
Raj hat keine Lust auf Bullshit-Bingo. Ihre Tipps sind konkret:
- Kenne deine Zahlen.
„Es geht nicht ums Budget, sondern ums Bewusstsein. Wo fließt dein Geld hin? Was kostet dein Leben wirklich? Viele Frauen wissen das gar nicht.“ - Fang an, auch mit kleinen Beträgen.
„Du musst nicht reich sein, um zu investieren. Aber du solltest investieren, um langfristig reich zu werden. Zehn Euro pro Monat können der Anfang sein.“ - Schaffe dir mehrere Einkommensquellen.
„Wir sind keine Boomer mehr, die 40 Jahre denselben Job machen. Einkommen muss diverser gedacht werden – sei es durch Nebenprojekte, digitales Wissen oder Beteiligungen.“
Warum Geld keine Männersache ist – und auch keine Raketenwissenschaft
Raj sagt: „Geld ist Macht. Und Macht ist nichts Schlechtes – solange du weißt, was du damit tun willst.“ Frauen müssen nicht nur mehr verdienen – sie müssen auch mehr wollen. Nicht nur Sicherheit, sondern Gestaltungsspielraum.
Warum beschäftigen sich so wenige Frauen mit Geld, Vermögensaufbau oder Investments? „Weil uns früh beigebracht wird, dass Geld nichts für uns ist“, sagt Raj. Sie zählt die Klassiker auf: „Geld ist nicht weiblich. Ambition ist unsexy. Lass das mal deinen Mann machen.“ Auch sie hat solche Sätze gehört – und viele Frauen in ihrer Community bestätigen das.
Was sie ihrem jüngeren Ich sagen würde? „Warte nicht. Fang an. Lerne, wie du Geld verdienst, behältst und wachsen lässt. Du gibst dir damit selbst die Erlaubnis, groß zu denken.“

📢 Fazit: Wer Gleichberechtigung will, muss über Geld sprechen. Nicht später. Nicht leise. Sondern jetzt – und laut.

Geld, Gleichstellung & Netzwerke – Warum Frauen mehr brauchen als gute Vorsätze
- 57 % der berufstätigen Frauen fühlen sich beim Thema Altersvorsorge im Rückstand.
Quelle: Bankrate-Umfrage 2023 - 46 % der Frauen sagen, dass Geld einen negativen Einfluss auf ihre mentale Gesundheit hat – bei Männern sind es nur 38 %.
Quelle: Bankrate-Umfrage 2022 - Laut UN sind nur 17 % der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) bis 2030 auf Kurs – auch das Ziel Nr. 5: Geschlechtergerechtigkeit.
- 82 % der Frauen glauben, dass Netzwerke mit weiblichen Führungskräften ihre Karriere fördern.
- 67 % sagen, sie hätten die wichtigsten Leadership-Learnings von anderen Frauen gelernt.
Quelle: KPMG Women’s Leadership Study

Wayfinders Summit – Where bold women lead the way
Der Wayfinders Summit ist ein jährlich stattfindender Retreat für Frauen, die Wirtschaft und Gesellschaft aktiv mitgestalten wollen. 2024 von Raj Hayer ins Leben gerufen, bringt der Summit Gründerinnen, Führungspersönlichkeiten und Visionärinnen aus aller Welt zusammen – für Austausch, Strategie und kollektive Wirkung.
Worum geht’s?
- Zukunftsfähige Leadership
- Finanzielle Souveränität
- Purpose & persönliche Klarheit
- Netzwerke mit echtem Tiefgang
Was macht den Summit besonders?
Wayfinders ist mehr als ein Event – es ist ein Movement. In kleinen, kuratierten Gruppen entstehen echte Verbindungen, neue Perspektiven und konkrete Pläne. Für Frauen, die nicht nur mitreden, sondern vorangehen wollen.


Über Raj Hayer
Raj Hayer ist TEDx-Speakerin, vielfach ausgezeichnete CEO sowie Gründerin von TinyBox Academy, Mayfly Maven und dem Wayfinders Summit. Ihre Mission: Jede Stimme zählt – besonders die von Frauen.
Mit über 30 Jahren Erfahrung in Business, Finanzen und Technologie hat Raj mit Unternehmen wie Google Cloud, PUMA oder Siemens gearbeitet. Sie weiß, wie es ist, als einzige Frau am Entscheidungstisch zu sitzen – und setzt sich heute dafür ein, dass mehr Frauen dorthin kommen. Sichtbar. Einflussreich. Finanziell unabhängig.
Als Executive Coach unterstützt sie weibliche Führungskräfte, baut Netzwerke mit Substanz und schafft Räume, in denen Frauen ihre eigene Geschichte neu schreiben.
Deshalb nennen viele sie: Queen of Connections.

Regula Bathelt
Regula ist Mitgründerin und CEO von Belle&Yell. Als internationale Marketing- und Branding-Expertin hat sie zahlreiche Marken betreut und mit Unternehmen wie AUDI und der Deutschen Telekom zusammengearbeitet. Mit über 30 Jahren unternehmerischer Erfahrung in TV, Werbung und Digital Business verbindet sie Kreativität mit strategischem Weitblick. Sie war als Wirtschaftsjournalistin und TV-Produzentin für Sender wie ZDF, RTL und Pro7 tätig, bis sie 1997 die Kommunikationsagentur SMACK Communications mitgründete. Bis heute unterstützt SMACK innovative und dynamische Unternehmen bei der erfolgreichen Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen. Regula ist überzeugte Europäerin, Wasser ist ihr Element und sie liebt Lesen, Schreiben, Sport und Hunde.