Die Karriere ruft und du bist wild entschlossen. Das Problem: Keiner hat dir vorher gesagt, dass du nicht nur Pumps, sondern auch die Gummistiefel einpacken solltest. Manchmal geht es bei der Karriere nämlich durchs Dickicht und wenn es ganz dumm läuft, steckst du fest in der Karrierefalle.

Die Personalberaterin Regina Franta weiß, wie es besser geht und gibt aus ihrer langjährigen Berufspraxis wertvolle Einblicke. Hier sind einige Tipps, um typische Karrierefallen von Frauen zu erkennen und erfolgreich zu umschiffen.

1. Unbezahlte Care-Arbeit

Die große Menge an unbezahlter Arbeit, die Frauen so „nebenher“ erledigen, sei es im Haushalt, mit Kindern oder bei der Pflege von Angehörigen, ist oft der Karrierekiller schlechthin.

Falle: Du hast gar keine Zeit für den Job und deine eigene Entwicklung.

Regina sagt: Kommunikation ist entscheidend. Kläre mit deinem Umfeld – und wenn nötig auch deinem Arbeitgeber –, welche Unterstützung du benötigst, um deine beruflichen Ziele zu erreichen, ohne dass deine private Verpflichtungen dich komplett ausbremsen.

2. Sei keine "Arbeitsbiene"

Frauen arbeiten oft hart, aber in der Karriere geht es keinen Millimeter weiter. Also arbeiten sie noch härter und jetzt passiert erst recht nichts. Wer exzellent in seinem Job ist, läuft in Gefahr, als „fleißige Arbeitsbiene“ eingestuft und nicht weiter befördert zu werden.

Falle: Du bist ist unersetzlich geworden.

Regina sagt: Setze dir klare Zeitrahmen und Karriereziele und rackere nicht einfach vor dich hin. Plane vorausschauend, sprich mit deinem Arbeitgeber über deine langfristigen Ziele, und signalisiere, dass du bereit bist, dich weiterzuentwickeln.

3. Promote dich selbst

Der größte Kritiker einer Frau, ist sie selbst. Frauen neigen dazu sich selbst zu hinterfragen und dabei sind wir oft gnadenlos. Das macht unsicher. Deshalb wollen wir auch lieber nicht auffallen, sondern unsere guten Leistungen für sich sprechen lassen. In der Hoffnung, dass es Vorgesetzten irgendwann auffällt. Trugschluss!

Karrierefalle: Niemand bekommt mit was du drauf hast. Niemand.

Regina sagt: Sei mutig und zeig, was du kannst! Führe regelmäßige Gespräche über deine Karriereentwicklung und traue dich, Eigenwerbung zu machen. Eine souveräne Darstellung deiner Erfolge ist keine Arroganz, sondern ein wichtiger Karriereschritt.

4. Netzwerke und bleib am Ball

Kommunikation ist die große Stärke vieler Frauen, wir können reden und soziale Kontakte aufbauen – leider oft nur im privaten Umfeld. Strategische Netzwerke für den Job. aufzubauen, sich aktiv zu vernetzen, um neue Türen zu öffnen und Chancen zu schaffen, nein so „berechnend“ sind wir nicht.

Karrierefalle: Chancen kommen auf mich zu. Oder auch nicht.

Regina sagt: Nutze jedes Netzwerk, das dir zur Verfügung steht. Schließe aktiv Kontakte und erweitere dein Netzwerk. Tausche dich mit anderen Frauen aus, lerne von ihren Erfahrungen, bringe dich aktiv in dein Netzwerk ein. Netzwerke sind Geben und Nehmen. Suche dir Mentorinnen, sei Mentorin.

5. Vorsprung durch Wissen

Wer ins Berufsleben einsteigt, ist meistens erst einmal glücklich, dass nach dem vielen Lernen endlich die Praxis kommt. Doch die Wahrheit ist: Im Job geht das Lernen erst richtig los. Fachliche und persönliche Weiterentwicklung ist im fordernden Berufsalltag häufig eine Herausforderung.

Karrierefalle: Weiterbildung brauche ich nicht.

Regina sagt: Weiterbildung macht dich sichtbar und gibt dir neue Skills für deine Karriere. Nutze die Coachings und Trainingsprogramme deines Unternehmens, frage gezielt nach. Schenke dir selbst Coachings wie zum Beispiel Sprech- oder Präsentationstrainings – oder wünsche sie dir zu deinem nächsten Geburtstag.

6. Die Kunst des Nein-Sagens

Viele Frauen sind gerne Teamplayer. Deshalb neigen sie oft dazu, Aufgaben anzunehmen, um hilfsbereit und kollegial zu wirken, auch wenn sie bereits ausgelastet sind. Dieses Verhalten führt jedoch häufig zu Überlastung und kann langfristig dazu führen, dass weniger Zeit für strategische Aufgaben und eigene Karriereziele vorhanden ist.

Karrierefalle: Ich kann nicht nein sagen.

Regina sagt: Sei nicht die „gute Seele“, die alle Aufgaben übernimmt. Sag auch mal „Nein“ und konzentriere dich auf das, was dich in deiner Karriere voranbringt. Nein“ zu sagen ist keine Unhöflichkeit, sondern ein Zeichen dafür, dass  man die eigenen Kapazitäten kennt und sich auf Prioritäten konzentrieren möchte. „Nein sagen“ ist professionell.

7. Klare Karrierearchitektur aufbauen

Die meisten Menschen starten einen Job, dann wechseln sie irgendwann und so geht es weiter. Bei jedem Jobwechsel verlangt man ein bißchen mehr Geld, wenn es gut läuft. Wenn es weniger gut läuft, dann ist man halt zu Kompromissen bereit. So sieht bei vielen Menschen die eigene Karriereplanung aus. Da schenken sich Frauen und Männer nichts.

Karrierefalle: Ich bin im Flow

Regina sagt: Definiere deinen Karriereplan und überlege dir, wo du in fünf bis zehn Jahren stehen möchtest. Plane die Stationen in deinem Berufsleben, indem du den Job in „Blöcke“ von drei bis vier Jahren aufteilst, um in jeder Phase sowohl Erfahrung zu sammeln als auch klar zu signalisieren, dass du für den nächsten Karriereschritt bereit bist.

Fazit: Mutig vorangehen und Chancen ergreifen

Frauen sollten ihre Karriere bewusst steuern und dabei eigene Bedürfnisse und Ziele klar formulieren. Mit einem klaren Plan, authentischer Selbstpräsentation und strategischem Netzwerken lassen sich viele der Karrierefallen vermeiden.

Über Regina Franta

Die studierte Juristin arbeitete viele Jahre bei renommierten Personalberatungen wie Korn Ferry International und Heidrick & Struggles als Headhunterin für verschiedene Branchen – darunter Industrie, Konsumgüter und Luxus, Banken und Finanzen, Automotive, sowie Medien. Später spezialisierte sie sich als Senior Recruiterin auf Active Sourcing, Talent Acquisition und Employer Branding. Heute leitet sie das Team für Personalgewinnung der Landeshauptstadt Mainz und ist verantwortlich für das Recruiting und das Employer Branding. Regina Franta lebte in Belgien und den USA und wohnt aktuell in Frankfurt.