Warum Microfeminismus doch kein Kleinkram ist

Ich gebe zu, ich denke gerne groß. Als ich das erste Mal Mikro…hä?…Mikrofeminismus gehört habe, dachte ich, dass kann ja nur ein Scherz sein, ein männlicher Scherz…Mikrofeminismus, Mikrofeministinnen, (weiblicher) Kleinkram halt.

Was ist Mikrofeminismus:

Wir treffen jeden Tag Mikro-Entscheidungen: Kaffee oder Tee, Bus ja / Laufen nein, mehr Gehalt, E-Mail ignorieren, im Meeting den Mund aufmachen, Freundin zurückrufen, essen gehen oder selbst kochen, doch mal wieder später schlafen gehen als geplant.

Genauso funktioniert Mikrofeminismus – es ist der Feminismus der kleinen Aktionen. Jede Frau kann sich ihre eigenen Taktiken überlegen – ob sie in Meetings immer Frauen zuerst anspricht, grundsätzlich Frauen in ihrer Umgebung stärkt oder ab sofort von „Männerfußball“ spricht, denn „Frauenfußball“ gibt es schließlich auch. „Was hat die Ärztin gesagt?“ statt der „Arzt“ oder „Hi Girls“ statt „Hi Guys“.  Entschuldige dich nicht, wenn es nichts zu entschuldigen gibt und wenn dir ein Mann auf der Straße entgegenkommt, weiche nicht aus – außer er ist hilfsbedürftig.

Trend Mikrofeminismus

Mikrofeminismus ist ein Konzept, das bereits in den 1960er und 1970er Jahren in der zweiten Welle des Feminismus seinen Ursprung hat. Es geht darum, den Feminismus in den Alltag zu holen – und zwar nicht in einer Weise, die nach Kampf und Revolution schreit, sondern durch kontinuierliche Handlungen.

Consistency is the key – wie beim Sport auch. Mikrofeminismus basiert auf der Annahme, dass diese Mikro-Entscheidungen Veränderungen bewirken – wenn sie regelmäßig erfolgen, von möglichst vielen Menschen.

In den sozialen Medien hat Mikrofeminismus aktuell eine Renaissance. Als die amerikanische Moderatorin und Produzentin Ashley Chaney in einem TikTok-Video ihre Lieblingsform von Mikrofeminismus teilte: „Wenn ich eine E-Mail schicke, zum Beispiel an einen CEO, und man muss aus Termingründen die Adresse seiner Assistentin kopieren. Wenn die Assistentin weiblich ist, gebe ich in der ‚E-Mail an‘-Zeile immer ihre Adresse vor der des CEO ein“. Das TikTok-Video wurde von 2,8 Millionen Menschen gesehen und löste eine virale Diskussion aus.

Mikrofeminismus im Alltag

Indem wir patriarchalische Strukturen und Stereotype im Alltag sichtbar machen, werden Frauen ermutigt und gemeinschaftliches Empowerment gefördert. Es sind diese kleinen Schritte, die langfristig zum Ziel führen: Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Frauen.

Hier sind weitere Möglichkeiten, Mikrofeminismus im Alltag zu praktizieren:

  • Setze Grenzen: Kenne deine Grenzen und verteidige sie selbstbewusst.
  • Hinterfrage Schönheitsnormen: Du musst nicht jeder Norm entsprechen, um wertvoll zu sein.
  • Unterstütze andere Frauen: Mikrofeminismus ist ein gemeinschaftlicher Ansatz. Ein Kompliment oder ein ehrliches Gespräch kann viel bewirken..
  • Lerne, Nein zu sagen: Nein“ ist ein vollständiger Satz, ohne Rechtfertigungen.
  • Nutze dein Netzwerk: Egal, wie viele Menschen du erreichst, deine Stimme und deine Taten zählen.

Das klingt vielleicht kleinteilig und manchmal auch kleinlich, aber diese kleinen Schritte tragen dazu bei, das Bewusstsein zu verändern. Ja, ich träume von der großen Revolution, aber ich weiß Gleichberechtigung ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Jeder Schritt zählt. Bleiben wir dran!